Ein Erfahrungsbericht mit der BMW R45, Bj.1982 - (2019)

Für immer vereint....

...könnte man sagen, denn nun bin ich schon über 37 Jahre „Weggefährte“ der Familie Averbeck im schönen Bad Lippspringe bei Paderborn in Ostwestfalen! 

Und immer noch irgendwie in Ersthandbesitz, pflegt mich heutzutage, seit genau 1993, der Sohn des Käufers Heinz, der mich wiederum im Jahr 1982 zum Preis von 6990,- DM erwarb. 

R45 FRANK Cockpit R90 4 2008Als Sonderausstattung erhielt ich gleich zu Beginn eine zum Modell passende „Pichler“  - Sportverkleidung. Eine mögliche Variante aus dem Hause Habermann schied damals als Alternative aus Geschmacksgründen aus. Also kam ich, gediegen in Rot - Weiss sportiv lackiert daher, und konnte mich fortan auf der Straße wirklich sehen lassen. 
Und sah dabei flotter aus, als ich eigentlich bin, mit meiner kleinen Motorvariante. 
Denn neben mir gab es noch die baugleiche 50 PS starke BMW R 65 zum Kauf. Die jedoch schied aufgrund der damaligen Versicherungsklasse mit der günstigeren 27 PS-Regelung aus! 

Von meiner Ausführung gab es rund 17.000 muntere Schwestern und Brüdern, die seinerzeit von 1978 bis 1985 im Berliner Werk Spandau hergestellt worden sind! Als Neuerung der zweiten Bauserie ab 1981 verfüge ich unter anderem über langlebige Zylinder mit Nikasilbeschichtung, statt Graugussbuchsen, eine kontaktlose Zündung, sowie eine neue Vergaservariante. 

Mit meinen hübschen 27 Pferdestärken und fünf Gängen kann ich auch heute noch munter 
auf der Landstraße mithalten. Lange, zähe Autobahnstrecken gehören jedoch aufgrund meiner kleinen Krankheit „Neigung zu Ventilabriss“ eher nicht zu meinen besonderen Stärken...! 

Übrigens, während ich hier so über mich schreibe, höre ich die Schallplatte „Touche d´ amour“ von Stefan Waggershausen aus dem Jahr 1985. Zu diesem Zeitpunkt etwa war es auch passiert! Der erste Ventilabriss, rechter Zylinder, bei erst gut 6000 km Laufleistung. 
Als ich also gerade mal etwas eingefahren war, machte ich auch schon schlapp, und das nicht zum letzten Mal an dieser Stelle. Denn bei rund 88.000 km und etwa 20 Jahre später ereilte mich dasselbe Schicksal noch einmal wieder. Ja, was will man machen, wenn das Auslassventil von Werksseite einfach zu müde ausgelegt wurde... 

Dennoch bin ich im Jahr 1995 von Frank, dem damals 20 - jährigen Sohn von Vater Heinz, bis in die Toskana, Mittelitalien geritten worden. Die Tagesleistung, von Ulm über die Alpen bis zum Etappenziel Siena, war rund 900 Fahrkilometer! Ein bis heute unvergessenes und besonderes Erlebnis. Denn anstatt nach dem Abitur zum Abiball zu gehen, entschied sich mein Fahrer damals, und bis heute steter Wegbegleiter meiner eins, lieber eine kleine, also doch wohl größere Runde in den Urlaub zu fahren. 
Zusammen mit einer großen, schwarzen BMW K 1100 LT und einer Ducati 750 SS machte man sich zu dritt auf den Weg. Und bis auf einen Teilausfall des E - Starters und etwas krumme Ventildeckel - Dichtflächen, die später mit einem Messerkopf wieder gerade gefräst wurden, gab es keinen Ausfall! Ja, ich hatte und das ist bis heute unglaublich, tatsächlich italienisches Regenwasser, das auf dem Motoröl kochte, im Motor! Man konnte es ja nicht sehen, doch es war nach Abstellen des heissen Motors gut zu hören. 

Aber ok! Das wurde Zuhause wieder schnell an einer Fräsmaschine in Eigenhand behoben. Überhaupt machte man alles, was anstand, eigentlich immer selbst. Eine Werkstatt von innen habe ich nur für das Getriebe – Ausgangslager bei Pagel und Meier in Detmold und den Ventilumbau, repektive gleichzeitig die sinnvolle Bleifreiumrüstung mit gehärteten Ventilsitzringen, beim Bals in Minden - Päpinghausen, gesehen!

Heute, also seit rund 16 Jahren, habe ich dank der Firma Bals also einen größeren Ventilschaftdurchmesser und stabilere, sogenannte Panzerventile auf beiden Seiten, so dass der Spuk ein Ende haben sollte. Und fürwahr, bis heute in 2019 und bei einem Tachostand von 127.000 km gab es keinen weiteren Einbruch in diesem Bereich! 
Gut so. Denn allgemein gelte ich als äußerst zuverlässig. Sofern mich die Batterie, heute eine Blei – Gel Variante und der E - Starter und das Getriebeausgangslager nicht im Stich lassen (ist beides bei gut 50.000 km mal überholt worden), ist alles gut. 

Na ok, bei der Zündanlage musste vor Jahren mal ein neuer Hallgeber, also die Black - Box neu, sowie der Laderegler der Batterie. Das war es im Prinzip auch schon! Ach ja, der Umstieg auf strammere Gabelfedern hat sich im weiteren Alltag schon bewährt. 

Ja so war das im wesentlichen gewesen. Und abgeschleppt wurde ich in meinem nun fast 40 jährigen Leben nur zweimal. Beide Male wegen dem blöden, besagten Ventilabriss. 
Aber das ist ja nun wirklich Geschichte. 

R45 Cockpit und GABELFEDERUMBAU 4 2008 R45 Holland Assen 1991
   
Medion   DIGITAL CAMERA        Ventildefekt Anhänger 2003

Im Jahr 2008, gerade mal frische 26 Jahre alt, war ich nach einigen, schönen Südtirol - Urlauben ein weiteres mal in Norditalien auf Stippvisite, und es ging über Wien und Prag nach Tausenden Kilometern wieder pannenfrei zurück nach Hause! 

Einfach toll, so ein sorgenfreies Motorrad - Leben. Und auch beim TÜV bin ich alle zwei Jahre ein gern gesehener Geselle, denn ich komme dank meiner Pflege stets mängelfrei zu meiner neuen Plakette. Und das soll auch so bleiben. Auch über die nun 127.000 km hinaus! 

Die letzte Frischzellenkur in Form einer neuen SITO Auspuffanlage aus rein optischen Gründen im Jahr 2017 macht mich sicher wieder flott für die nächsten 20 Jahre...
Außerdem ziert mich seit 2008 ein passendes BMW R 90 S Cockpit, statt der alten Pichler Vollverkleidung! 

R45 Dolomiten 2008 Motorradreise 2008
   

In diesem Jahr hat mein Fahrer Frank 26 Jahre nun den Einser-Führerschein und genauso lang hält er mir die Treue, nach dem Motto, „Du sollst kein anderes Motorrad neben mir haben!“ 

Nachtrag: 1993 hatte ich übrigens nach 11 Jahren Fahrbetrieb genau 40.000 km auf der Uhr, das bedeutet eine Jahresfahrleistung von rechnerisch rund 3600 km. Und das ist bis heute auch nahezu so geblieben. 127000 km geteilt durch 37 Jahre ist nämlich genau 3432 km! 

Text + Fotos: Frank Averbeck



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