Alte Liebe rostet nicht – eine Love-Story!
Die Honda CB750 F1 – 50 Jahre und besser denn je…


Was als Bubentraum für einen gewissen Peter Krammer aus Wien, Baujahr 1960, in den 70ern begonnen hat, findet nun, 55 Jahre später, ein zweites Happy End. Motorräder und schnelle Kurven, „schon als Junger hat mich das fasziniert“, gesteht er. Und kaum im ersten Job als Konstrukteur bei der Maschinenfabrik Andritz, machte er auch ernst. „1977 hab ich mir mein damaliges Traummotorrad – eine 750er Honda CB750 F1 – Baujahr 1976, gebraucht gekauft.“

Zu dieser Zeit waren, so Krammer, zwar die leistungsstarken Zweitakter wie die Kawasaki 750 H2 recht angesagt, „für mich war damals aber wichtig, für alle Kategorien von Rennen etwas Passendes zu finden. Da war der Vierzylinder Viertakter einfach die Wahl – passte für Bergrennen gleichermaßen wie auf der Rundstrecke.“ 
Und hat gleich mit viel Enthusiasmus mit dem Umbau zu einer halbwegs renntauglichen Maschine begonnen. Was auch der damals in Österreich führenden Biker-Fachzeitschrift Motorrad eine eigene Story wert war. Krammer damals stolz: „Jetzt besitze ich wenigstens ein Motorrad, das man nicht an jeder Straßenecke sehen kann," zitiert ihn der Autor. Trotzdem konnte er auch genauen Polizeikontrollen gelassen entgegensehen: „Von der Auspuffanlage über Lenker, hinteren Bremsanker, Bremsscheiben und Sitzbank bis zum Tank ist alles legitim und im Typenschein eingetragen."
Mit dem zumindest visuell so aufgemotzten Renner hatte Krammer geplant, alle Läufe zur österreichischen Meisterschaft der Klasse Seriensportmaschinen zu bestreiten – aber: „Nach der ersten Saison war klar – ohne echtem Motortuning hatte ich keine Chance.“ Also ist er mit seinem Motor zu Bernd Benecik – dem damaligen Motorenguru für die Hondas – gepilgert. Daraus wurde dann ein reinrassiger Yoshimura Motor mit allem, was es damals zu kaufen gab – 833 ccm, Schmiedekolben, Titanpleuel, Natrium gefüllte Titanventile, scharfe Nockenwelle Daytona, verstärkte Kupplung… Krammer rechnet: „In Summe habe ich damals ca. 100.000,- Schilling investiert. Dafür musste ich als technischer Zeichner viele Pläne an Wochenenden zeichnen – natürlich null Unterstützung von zu Hause.“
Doch so richtig waren keine besonderen Erfolge zu erzielen. „Ich bin halt dann immer so im Mittelfeld mitgefahren und entschloss mich schließlich doch auf eine reinrassige Rennmaschine umzusteigen“ – das war dann die Zeit einer Yamaha TZ 250.

Die erste Liebe blieb in der Garage – und wurde wiederbelebt

Damit wurde die Honda ins Eck gestellt – aber die erste Liebe verkauft man nicht so einfach, schon gar nicht nach so viel Herzblut, das in das Projekt Honda CB750 gesteckt wurde.
„Mein weiterer beruflicher Werdegang beendete dann auch meine Rennfahrerei“ – etwa 20 Jahre bei dm Drogerie Markt, zehn Jahre davon in der Geschäftsführung, sowie fünf Jahre bei der OMV als Gesamtgeschäftsführer der VIVA International; und die Honda verstaubte – mittlerweile übersiedelt nach Zell am Moos am Irrsee – in der Garage.
Nach seinem weiteren Schritt in die Selbstständigkeit fasste er „vorerst halbherzig“ den Entschluss, „das Ding wieder fahrtauglich zu machen – wie gesagt eher halbherzig,“ so O-Ton Krammer. Die anfänglich größte Herausforderung war, einen neuen passenden Tank zu finden, der alte Polyestertank hatte sich innerlich aufgelöst – wie nahezu alle Kunststoff- und Gummiteile so nach 45 Jahren. Peter Krammer fand schließlich in Serbien einen Spezialisten für Verbund-Werkstoffe. „Der baute mir einen neuen Carbon-Kevlar-Tank nach der Form des alten Tanks.“
Ernst wurde es mit dem Honda Revival-Projekt schließlich, „als ich bei der Geburtstagsfeier eines sehr guten Freundes nach einigen Glaserln Wein mutig ankündigte, beim Oldtimer Grand Prix 2023 in Schwanenstadt antreten zu wollen – so wie sich das der kleine Peter halt so vorstellte.“
Schwanenstadt 2023 Oldtimer Grand PrixDie ersten Start- und Fahrversuche im neuen Leben der alten Honda waren ernüchternd – Vergaser zu, Zündung defekt, überall rinnt es und tropft es, Bremsen funktionieren nicht, Gabel federt nicht richtig, usw. Trotzdem schaffte es der mittlerweile dem Pensionsalter zueilende Ex-Hobby-Rennfahrer zur Teilnahme am 2023er-Event. „Na ja – ich bin mitgefahren und auch durchgekommen – Platz 8 von 35 Teilnehmern in meiner Klasse war für die Verhältnisse auch nicht so schlecht“, stellt er halbwegs zufrieden fest.

Doch jetzt war das Feuer wieder voll entfacht. Beim nächsten Oldtimer Grand Prix sollte alles anders werden. Nach der Veranstaltung sofort auf den Prüfstand – nur 53 PS am Hinterrad. Die Hälfte dessen, was sie schon mal hatte. Neue Mikuni Flachschiebervergaser angeschafft und unzählige Kleinigkeiten beim Antrieb verbessert. Gabel komplett upgedatet, Räder und Bremsen von Wolfgang Bitschnaus RM Product Line überarbeiten lassen. Jeweils ein Tag in Spielfeld und am Salzburgring waren dann noch P.Krammer Salzburgring 12.5.2025für die Feinabstimmung wichtig. Fazit im Sommer 2025: „Mit einigen Tausendern Euro Investition sowie mit sehr konsequenter Detailarbeit läuft sie nun endlich wieder wie sie soll. Jetzt ist das Bike 49 Jahre alt und erfreut sich bester Gesundheit. Wo immer ich damit hinkomme, ist die alte, neue Honda CB750 F1 der Hingucker – und ich freue mich auf Schwanenstadt 2025.“
Seine Motivation für all die Mühen: „Einfach Spaß am Biken und die Schrauberehre ist auch gerettet.“ Ende gut, alles gut? Das Ergebnis Ende August 2025 nach dem Schwanenstädter Event wird es weisen…


Honda

Fotos + Text: Peter Krammer


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