Bad Mühllacken - Österreich. Nicht nur in Deutschland, sondern auch im Nachbarland gab es einst jede Menge Bergrennen. Zwischenzeitlich stehen sie auf der Liste der nahezu ausgestorbenen Rennsportarten ganz oben. Wenn man sich dann aber ein Gebiet im Mühlviertel in Oberösterreich anschaut, denkt man unweigerlich an das berühmte unbeugsame gallische Dorf aus Asterix und Obelix. Denn dort in der Nähe von Linz gibt es in kürzester Entfernung aufeinander gleich drei Veranstaltungen, bei denen noch der Berg ruft. Bei Motorsportfans bekannt sind da insbesondere die beiden Veranstaltungen des MSC Rottenegg. Während die Motorradfahrer im April die Strecke von Landshaag nach St. Martin unter die Räder nehmen, ist im September auf der Straße von Esthofen nach St. Agatha die Vierradfraktion im Rennmodus unterwegs. Darüber hinaus gab es von 1967 bis 1976 auch im nahen Bad Mühllacken einen Sprint bergaufwärts nach Lacken. Nicht nur die Erinnerung daran blieb wach, sondern auch die Begeisterung in der Bevölkerung, was dann zu einem Revival führte, das Anfang August in seine bereits 5te Auflage ging. Wer mit dem eigenen Motorrad als Zuschauer anreiste, dem wurde im Hof eines Bauern ein Parkplatz angewiesen, verbunden mit der Möglichkeit der Marscherleichterung, da Helm und Jacke in der Scheune eingelagert werden konnten. Vor dem Zutritt war allerdings wegen Corona ein entsprechender Nachweis zu erbringen. Wer den hatte, erhielt ein grünes Armbändchen und das Programmheft, wobei die dafür erhobenen 5,00 Euro die Kosten für die Müllbeseitigung an der Strecke tragen sollten. Für die Old- und Youngtimer Autos gab es ebenfalls einen eigens ausgewiesenen Parkplatz, das alleine schon ein Eldorado für Hobby-Fotografen. Die Stars dieses Samstags standen dann aber im Fahrerlager, schön sortiert nach Starternummern, rund um einen Obsthof. Das Teilnehmerfeld mit den Solomotorrädern und Gespannen kam dabei sogar in den Genuss einer Überdachung. Und was da stand, war wirklich sehenswert. Neben klassischen englischen Bikes vom Schlage einer Norton Domiracer oder Manx auch etliche Italo-Racer von Ducati, Benelli, Laverda und Morini. Wie die Japaner Rennsportgeschichte schrieben, ließ sich über frühe Hondas CB 72 und CB 77 bis hin zu einer Yamaha TZ 250 von 1984 bestens verfolgen. Eine 125er Puch war leider die einzige Vertreterin aus heimischer Produktion. Da kam sich eine Kaczor BMW nicht ganz so verloren vor, da der bayrische Boxermotor auch in zwei Gespannen seinen Dienst verrichten durfte. Diesen „Sitzern“ gegenüber wirkten die Formel-Gespanne aus den 1980er Jahren schon fast futuristisch. Besondere Seltenheiten waren eine Benelli-Bimota mit dem 900er Sechszylinder und ein Laverda 750 Gespann. Als zur Fahrerbesprechung gebeten wurde, war es Zeit sich einen Platz an der Strecke zu suchen, um den Sound zu genießen oder die Akrobatik der Schmiermaxen im Seitenwagen zu bewundern. Dass dabei über dem Duft der Wiesen sich leicht das Aroma der Zweitakt-Motoren legte, störte niemanden. Selbst der überzeugteste reine Motorradfan verspürte auch bei den Autos sicherlich keine Langeweile. Dafür sorgten neben den Bergflöhen (NSU TT, Simca Rallye, PuchTR oder Fiat -Abarth) potente Tourenwagen und auch die Formel Fahrzeuge. Die Rückführung bot die Möglichkeit, vor dem zweiten Durchgang den eigenen Standort nochmals zu verlagern. Dass keine Zeitnehmung erfolgte, war dem Publikum egal und wohl auch den meisten Startern, die es genossen, einfach mal wieder ihre Renner bewegen zu können. Auch so macht (historischer) Rennsport Spaß.
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